Davids Krieger 3.0

Die besondere Wechselwirkung zwischen der prosperierenden Hightech-Industrie und dem Verteidigungssektor verdeutlicht, dass Israels Sicherheitslage der Motor ist, der das erfolgreiche Start-up-Ökosystem des Landes antreibt.

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© Flicker

Seit der Gründung Israels war das Land mit ständigen Bedrohungen seiner Nachbarn konfrontiert, weshalb es gezwungen war, große Investitionen in Wissenschaft und Technologie im Einklang mit seiner nationalen Sicherheitsstrategie zu tätigen. Mit dem Ziel, ein Machtgleichgewicht und eine qualitative Überlegenheit gegenüber seinen Gegnern zu erlangen, machte diese Strategie Israels Verteidigungssektor zur treibenden Kraft seines technologischen Fortschritts. Im Laufe der Zeit verlagerte sich der wirtschaftliche Schwerpunkt Israels auf neue Dual-use-Projekte, die für zivile wie auch Verteidigungszwecke genutzt werden konnten. Dies brachte Israel den Spitznamen „Start-up-Nation“ ein. Im Vergleich zu anderen Ländern mit hohen Verteidigungsausgaben ist Israel insofern einzigartig, als es trotz einer der weltweit höchsten finanziellen Belastungen in diesem Sektor ein hohes Wirtschaftswachstum aufweist. Israels Ausgaben für Forschung und Entwicklung gehören mit etwa fünf Prozent des BIP zu den höchsten der Welt. Nach der Staatsgründung schlug bereits David Ben-Gurion einen Plan vor, um junge Menschen zu ermutigen, sich der wissenschaftlichen Forschung zu widmen. Damit sie ihre Forschungsaktivitäten für die Sicherheit und Entwicklung des Landes durchführen konnten, sollten ihnen modernste Labore und Geräte zur Verfügung stehen.

Als die Israeli Defence Forces (IDF) am 26.Mai 1948 gegründet wurden, bestanden sie aus einer Vielzahl paramilitärischer Gruppen, die in der Zeit des britischen Mandats in Palästina aktiv waren. Die wichtigste dieser Gruppen war die 1920 gegründete Haganah. Ihre Aufgabe war es, jüdische Gemeinden vor Angriffen durch arabische Milizen zu schützen. Die Haganah spielte eine entscheidende Rolle in den folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen und bereitete sich auf die erwartete Invasion arabischer Staaten nach der Unabhängigkeitserklärung vor.

In den 1950er-Jahren wurde die allgemeine Wehrpflicht für Männer und Frauen eingeführt. Im August 1953 wurde von David Ben-Gurion und Ariel Sharon die Spezialeinheit 101 begründet. Sie war mit nicht standardmäßigen Waffen ausgestattet und hatte die Aufgabe, Vergeltungsoperationen über die Staatsgrenzen hinweg durchzuführen.

Die Mitglieder der Einheit wurden ausschließlich aus landwirtschaftlichen Kibbuzim und Moschawim rekrutiert Die Aufnahme in die Einheit war nur auf Einladung möglich, und jedes neue Mitglied musste einstimmig von allen bestehenden Mitgliedern gewählt werden. 1954 wurde die Einheit von General Moshe Dayan in das 890. Fallschirmjägerbataillon eingegliedert. Diese neue Einheit gilt als maßgeblicher Wegweiser für die Entwicklung nachfolgender israelischer Spezialeinheiten.

Der Sechstagekrieg von 1967 brachte große Veränderungen in der Geschichte der israelischen Armee. Beim ersten Angriff zerstörten die israelischen Streitkräfte innerhalb weniger Stunden den Großteil der ägyptischen, jordanischen und syrischen Luftstreitkräfte. Innerhalb von sechs Tagen eroberte Israel die SinaiHalbinsel, den Gazastreifen, das West jordanland sowie Ostjerusalem und die Golanhöhen. Der Erfolg der IDF im Sechstagekrieg festigte ihren Ruf als schlagkräftige Armee und veränderte die geopolitische Lage im Nahen Osten nachhaltig. Die eroberten Gebiete sind jedoch Gegenstand politischer und militärischer Konflikte, die bis heute andauern.

Die Einheit 8200 trug maßgeblich
zur Entstehung vieler privater
Cybersicherheitsunternehmen bei.

Der Jom-Kippur-Krieg von 1973 stellte die IDF abermals vor eine große Veränderung. Ägypten und Syrien führten überraschende Angriffe auf Israel am Jom Kippur durch, und obwohl Israel danach militärisch erfolgreich war, offenbarte sich die Schwäche während des Krieges in der Verteidigungsstrategie der Regierung und führte zu umfassenden Reformen im israelischen Militär. Trotz der daraus folgenden finanziellen Belastung baute Israel erfolgreich eine bedeutende technologische Infrastruktur auf und seine damit einhergehende Überlegenheit zu einem Eckpfeiler der nationalen Sicherheitsstrategie. In der Folge führte das zur Schaffung eines gut entwickelten und technologisch fortschrittlichen Verteidigungssektors.

Der weltweite technologische Wandel Ende des 20. Jahrhunderts veränderte auch das politische Verteidigungsdenken Israels. Forschung und Entwicklung wurden jetzt vermehrt von privaten Investoren vorangetrieben und begründeten damit das Startup-Zeitalter Israels. Das israelische Technologie-Ökosystem ist heute nach dem Silicon Valley das zweitgrößte und stellt 14 Prozent aller Arbeitsplätze und ein Fünftel des BIP des Landes. Obwohl 96 Prozent der Start-ups in Israel scheitern, erhält jedes Unternehmen mit einer interessanten technologischen Perspektive von der Regierung einen Startkapitalfonds bis zu USD 300.000. Diese Mittel werden als kostenlose Starthilfe zur Verfügung gestellt und müssen auch bei Scheitern des Unternehmens nicht zurückgezahlt werden. Israels Fokus auf fortschrittliche Technologie hat sein Militär zu einem der modernsten der Welt gemacht, dessen Schwerpunkt auf Cyber-Kriegsführung, Drohnen und Raketenabwehrsystemen wie dem Iron Dome liegt.

Das Verhältnis zwischen dem privaten Sektor und militärischen Interessen basiert sowohl auf der allgemeinen Wehrpflicht wie auch darauf, dass viele Soldaten nach ihrer Entlassung im aktiven Reservedienst bleiben. Es gibt eine ständige Interaktion zwischen dem Militär und privaten Entrepreneuren. Ehemalige Soldaten, die später Unternehmer werden, sind mit dem System bestens vertraut, kennen seine Bedürfnisse, Schwächen und Schwachstellen und können sie in den Entwicklungsprozess neuer Hightech-Instrumente einfließen lassen.

Cybersecurity boomt. Die Spezialeinheiten der IDF werden durch Hightech-Innovationen geprägt. Für die Einheiten Sayeret Matkal, Shayetet und 8200 werden die talentiertesten Menschen nach Absolvierung des Grundwehrdienstes rekrutiert. In den späten 1990er-Jahren erkannte die israelische Armee die zentrale Rolle des Cyberspace und die Herausforderung, geeignetes Personal zu finden und auszubilden. Der harte Rekrutierungsprozess basiert auf der Grundlage von Charakter und Fähigkeiten, ohne Bezug zu Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Familie oder geografischem Hintergrund. Es gibt keine gläsernen Decken.

Die Einheit 8200 besteht daher auch zu 50 Prozent aus Frauen. Die Eliteeinheit 8200 ist auf Signalaufklärung, Codeentschlüsselung und technisch unterstützte Waffen spezialisiert. In einem Land, in dem die Sicherheit den Bedarf nach unkonventionellen Lösungen und manchmal purer Genialität diktiert, kann die Einheit 8200 keine mittelmäßige Geheimdienstorganisation sein. Selbstvertrauen der Rekruten ist von entscheidender Bedeutung in allen Eliteeinheiten. Die Soldaten bei 8200 lernen früh, dass es immer jemanden gibt, der schlauer ist als sie, und wie sie diese Herausforderung meistern. Visionen müssen Wirklichkeit werden, um die kompromisslosen Standards der militärischen Bedingungen zum Vorteil Israels zu wenden. Es sind Situationen, in denen es um Leben oder Tod geht. Dafür setzt Israel auch seit 2021 KI für den militärischen Einsatz ein. Sie dient der Identifizierung von Zielen in Gaza.

Die Einheit 8200 trug maßgeblich zur Entstehung vieler privater Cybersicherheitsunternehmen bei. Mehr als 1.000 Start-ups wurden von ehemaligen Soldaten dieser Einheit gegründet und haben den israelischen Hightech-Sektor im letzten Jahrzehnt maßgeblich geprägt.

Israels Spezialeinheiten können zu Recht behaupten, zur Weltelite zu gehören. Sie weisen eine beachtliche Erfolgsbilanz auf und bringen große Erfahrungen in Konflikten im Nahen Osten mit. Während der Krieg in Gaza andauert, spielen die israelischen Spezialkräfte weiterhin eine entscheidende Rolle in der Strategie der israelischen Regierung. Sie stellen eine Eliteaufklärungstruppe bereit und organisieren Geiselbefreiungen.

Bei der Analyse der Beziehung zwischen dem israelischen Militär und dem privaten Hightech-Sektor wird deutlich, dass Israels einzigartige Sicherheitslage eine Synergie geschaffen hat, durch die beide Seiten so eng miteinander verbunden sind, dass es manchmal schwierig ist, sie voneinander zu unterscheiden. Es liegt im besten Interesse Israels, diese bemerkenswerte Beziehung weiterzupflegen, die sowohl für Israels Wohlstand wie für seine Sicherheit von Vorteil ist.


EINIGE DER BEKANNTESTEN ELITEEINHEITEN

SAYERET MATKAL: die führende Spezialeinheit der IDF, die hauptsächlich für Aufklärung und Geiselbefreiungen zuständig ist.

SHAYETET 13: Ihre Aufgabe umfasst Spezialoperationen auf See, wie etwa Sabotage, Geiselbefreiung und Anti-Terror-Missionen.

UNIT 8200: Die Eliteeinheit fungiert als
Israels Abhörorgan, vergleichbar mit der
amerikanischen National Security Agency.
Ihre Aufgabe besteht darin, sämtliche Kommunikation abzufangen, die eine Bedrohung für Israel erkennen lässt.

SHALDAG: Diese Eliteeinheit der israelischen Luftwaffe ist spezialisiert auf
Aufklärung hinter feindlichen Linien und
die Vorbereitung von Luftschlägen durch
die Markierung von Zielen. Sie ist auch für
Geiselrettung und Anti-Terror-Operationen
zuständig.

DUVDEVAN ist eine Sondereinheit, die
für Undercover-Operationen in städtischen
Umgebungen, insbesondere in den palästinensischen Gebieten, spezialisiert ist. Die Soldaten agieren oft in ziviler Kleidung, um Ziele zu eliminieren oder festzunehmen.

EGOZ ist eine Spezialeinheit, die sich auf
asymmetrische Kriegsführung in komplexen Geländearten wie Wäldern, Bergen und im städtischen Umfeld konzentriert. Sie ist besonders auf die Bekämpfung von GuerillaEinheiten spezialisiert.

MAGLAN ist eine Spezialeinheit, die auf
spezielle Waffen und Taktiken spezialisiert
ist. Sie operiert tief hinter feindlichen Linien, um Ziele von hoher strategischer Bedeutung anzugreifen.
OKETZ: eine Elitehundeeinheit der IDF. Sie
bildet Kampfhunde aus, die für Aufgaben
wie Bombendetektion, Geiselbefreiung und
Anti-Terror-Operationen eingesetzt werden.

YAMAM: Die Anti-Terror-Einheit gehört
formal zur israelischen Polizei, arbeitet aber eng mit der IDF zusammen. Sie ist auf städtische Kampfeinsätze, Geiselbefreiungen und die Bekämpfung schwerer Kriminalität spezialisiert.

UNIT 669: eine Eliterettungseinheit der
israelischen Luftwaffe, spezialisiert auf die
Evakuierung von verwundeten Soldaten
und Zivilisten aus gefährlichen Gebieten, oft unter feindlichem Beschuss.

SPECIAL IN UNIFORM ist eine gut ausgebildete Elitetruppe, bestehend aus 930 Soldaten, die ausschließlich aus behinderten und autistischen Jugendlichen besteht. Special in Uniform konzentriert sich auf die einzigartigen Talente jedes einzelnen Teilnehmers, um einen Job innerhalb der israelischen Streitkräfte zu finden, der perfekt zu seinen Fähigkeiten passt.

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