DEMOKRATIE VERTEIDIGEN – JETZT!

Für alles gibt es ein erstes Mal – aber auch ein letztes. In dieser Ausgabe erzählt die Künstlerin Deborah Sengl von respektvollen Begegnungen im Treppenhaus und einer kämpferischen Rede.

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© David Visnjic

Vor zehn Jahren wählte die Wiener Künstlerin Deborah Sengl 40 Szenen aus Karl Kraus’ Buch Die letzten Tage der Menschheit aus und stellte sie mit präparierten Ratten nach. Kraus’ Erzählungen, die vielfach auf authentischen zeitgenössischen Quellen des Ersten Weltkrieges beruhen, zeigen die Unmenschlichkeit und Absurdität des Krieges auf. Im Wahljahr 2024 hat Sengl nun 16 ihrer Exponate für die Ausstellung Die letzten Tage der Demokratie zusammengestellt und durch eindringliche Texte der österreichischen Schriftstellerin Lydia Haider in aktuellen Kontext gebracht.
Die Schau läuft im Jüdischen Museum Wien noch bis zum
29. September – dem Tag der Nationalratswahl.
jmw.at

Das letzte Mal

beeindruckt von Ratten war ich …,
als ich einem besonders großen Exemplar in meinem Stiegenhaus begegnet bin. Glücklicherweise sind wir uns beide respektvoll aus dem Weg gegangen.

Das letzte Mal etwas von bzw. über Karl Kraus gelernt habe ich …,
als ich gelesen habe, dass sein beliebtes Zitat „Österreich ist das einzige Land, das durch
Erfahrung dümmer wird“ niemals in diesem konkreten Wortlaut von ihm verfasst worden ist. An dieser Stelle danke ich dem Autor Gerald Krieghofer für die sorgsame Recherche.

Das letzte Mal die Demokratie verteidigen musste ich …
mit meiner Stimme bei der Europawahl 2024.

Das letzte Mal besorgt über die Zukunft war ich …
in der Vergangenheit und bin es (leider) noch mehr in der Gegenwart.

Das letzte Mal beglückt in die Zukunft geschaut habe ich …,
als ich eine sehr kritische und kämpferische Rede über unsere Gesellschaft von Hannes Sulzenbacher, dem Chefkurator des Jüdischen Museums, hören durfte.

Sie ist nachzulesen auf jmw.at/museumsblog

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