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Leben in Latenz. Texte von Dorothea Zeemann. Lesung

21. April;11:0013:00

Ende der 1960er-Jahre schrieb Dorothea Zeemann ihre Tragikomödie Erbe vor dem Hintergrund einer stark werdenden antifaschistischen Bewegung, die sich vor allem in neuen, jungen künstlerischen Formationen wie der „Wiener Gruppe“ (als deren „Namensgeberin“ sie bis heute gilt) manifestierte.
Nun findet das Stück, mehr als 55 Jahre nach seiner Entstehung, in der Regie von Ingrid Lang am Theater Nestroyhof seine Uraufführung.
Begleitend dazu präsentiert das Theater am 21. April um 11 Uhr die Lesung Leben in Latenz. Darin versammelt sind eine Auswahl an Texten, die Dorothea Zeemann zwischen 1946 und Ende der 1980er-Jahre publizierte und die das breite, vielfältige und oft auch widersprüchliche Schaffen der heute kaum noch bekannten Wiener Autorin in den Fokus rücken.

Zeemann, 1909 im Bezirk Landstraße geboren, erlebte Ersten und Zweiten Weltkrieg, Austrofaschismus und Shoah – der nicht zuletzt eine Reihe ihrer Freund:innen, darunter der eminente Schriftsteller Egon Friedell – zum Opfer fielen. Sie erlebte „Wiederaufbau“ und auch nach Kriegsende anhaltenden Antisemitismus, förderte die Wiener Avantgarde ab den 1950er-Jahren, zu denen Kellertheater ebenso zählten wie später Aktionismus und eben jene Wiener Gruppe „junger Männer“ (Zeemann), deren vehemente Unterstützerin sie wurde.
Zeemann, die sich selbst nie als Autorin sah – und schon gar nicht als Feministin – war beides. Schreibende Chronistin jener gesellschaftlichen und kulturellen „Epochen“, die sie aktiv, streitbar und bis zuletzt überaus lebendig schreibend begleitete, und unbeugsame Begleiterin ihrer eigenen weiblichen Biografie in „bewegten Zeiten“.
Und Zeemann beschrieb immer wieder Frauen, die an den gesellschaftlichen Konzepten ihrer Zeit zerbrachen, zumindest aber darin versagten, eigene Wege zu gehen, so etwas in ihrem Erzählband Eine unsympathische Frau.

„Ich mache nicht mit, ich weigere mich. Ich schrumpfe nicht, ich trockne nicht, ich verzichte nicht“, schrieb sie über sich selbst in ihrem letzten zu Lebzeiten erschienenen Buch, Reise mit Ernst. Und in einer späten Rede an „meine Landsleute“ anlässlich des 50. Jahrestages des „Anschlusses“ Österreichs an Hitler-Deutschland: „Liebe und/oder Sentimentalität, Brutwärme mehr als Sympathie – und der Witz, vor allem der jüdische, das Doppelbödige halten mich geborgen.“

Leben in Latenz erzählt von der Geborgenheit der frühen Kindheitstage ebenso wie vom heraufbrodelnden Faschismus, dem man im Kino ebenso begegnete wie auf den Straßen. Vom Verlust von Freunden und vom Wiedersehen nach dem Krieg, das viele von ihnen sich und einander entzweit hatte. Von Begehren, Altern und wieder Begehren, Liebe zu Männern und Literatur und darüber, wie falscher Rat oft teuer, aber doch und folgenschwer falsch gewesen war. Vor allem aber will die Matinee Einblicke in die Werke einer Wiener Autorin bieten, die so überraschend wie stark, so humorvoll wie schonungslos und so radikal weiblich wie notwendig aus eben „ihren Zeiten“ waren.

Es lesen: Veronika Glatzner & Mona Kospach
Zusammenstellung & Einrichtung: Angela Heide/artminutes
Eine Produktion des Theaters Nestroyhof Hamakom

Details

Datum:
21. April
Zeit:
11:00–13:00
Veranstaltungskategorie:
Webseite:
https://www.hamakom.at/

Veranstaltungsort

Theater Nestroyhof Hamakom
Nestroyplatz 1
Wien, 1020 Österreich
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Veranstalter

Theater Nestroyhof Hamakom
Telefon
++43/(0)1/8900314
E-Mail
ticket@hamakom.at
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